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Werteverfall und Widerstand

Peter Hahne über den Zerfall gesellschaftlicher Grundwerte und die Herausforderungen für den Mittelstand in Deutschland


? Herr Hahne, in Ihrem jüngsten Buch „Ist das euer Ernst?“ thematisieren Sie die aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen in Deutschland. Steht das Land vor besonderen Herausforderungen, die Sie als äußerst besorgniserregend einstufen?

Peter Hahne: Der Untertitel des Buches sagt alles: „Aufstand gegen Idiotie und Ideologie.“ Wir werden von Nichtfachleuten regiert, die in ihrem ideologischen Wahn unser Land an die Wand fahren. Es ist nicht fünf Minuten, sondern fünf Sekunden vor zwölf. Die Wirtschaft schmiert ab...

? Welche Botschaft möchten Sie mit Ihren Ausführungen und Analysen den Lesern vermitteln?

Peter Hahne: Dass wir um unserer Kinder und Enkel Willen nicht länger schweigen dürfen. Deren Zukunft steht auf dem Spiel! Nicht resignieren oder gar kapitulieren, sondern sich richtig informieren, interessieren und engagieren. Dazu möchte ich die Menschen motivieren. Zu einer erfolgreichen Therapie gehört jedoch auch eine schonungslose Diagnose. Diese versuche ich zu geben – und zwar ohne beschönigende Lyrik. Jetzt ist Klartext ohne Konjunktiv gefragt. Wer verharmlost, macht sich schuldig.

Mehr Eigenverantwortung statt Bürokratie

? Ein zentrales Thema Ihres Buches ist der Werteverlust in unserer Gesellschaft. Welche Werte halten Sie für wichtig, um eine positive Entwicklung im Land zu fördern?

Peter Hahne: Meinungs- und Pressefreiheit und die Glaubwürdigkeit von Politik und Medien sind in höchster Gefahr. Die Umfragen belegen dieses auf erschreckende, ja niederschmetternde Weise. Die sogenannte „Elite“ reagiert darauf mit Verboten, Ausgrenzung, Hass und Hetze. Und wie verrückt ist eine Gesellschaft, in der man schneller sein Geschlecht wechseln kann, als dass man über eine marode Brücke an Rhein oder Elbe kommt?! Bei der Ahr-Flut war den Bürokraten das Gender-Sternchen wichtiger als die Rettung der Bevölkerung. Ein Armutszeugnis! Außerdem muss sich Leistung wieder lohnen. Eigenverantwortung, Selbstständigkeit… Wir brauchen Mut und Courage zum Widerstand. Und die ganz schlichten Tugenden wie Höflichkeit, Pünktlichkeit und Verantwortung. Dass unsere Städte im Dreck versinken, lässt ebenfalls tief blicken.

? Wie Sie es jetzt sagten, so spielt auch in ihrem Buch das Thema Meinungsfreiheit eine große Rolle. Wie kann man da umsteuern?

Peter Hahne: Indem beispielsweise die Aufsichtsgremien bei ARD und ZDF endlich ihren Auftrag wahrnehmen. Zurück zu den alten, staatsvertraglich festgelegten Standards objektiver und faktenbasierter Information. Weg mit dem Belehrungs- und Bekehrungs-Journalismus! Und eine Stärkung der Alternativen Medien durch Spenden und Werbung. Jammern hilft nichts! Handeln ist gefragt.

? Ihre Einschätzung: Warum sind viele Menschen heutzutage weniger bereit, den Andersdenkenden zu akzeptieren?

Peter Hahne: Weil sie sich einseitig informieren und gar nicht merken, dass sie in Wahrheit indoktriniert werden. Wir leben in einer Zeit des betreuten Denkens und Handelns, ja sogar Wählens. Wir kriegen sogar vorgeschrieben, wen wir zu lieben und zu hassen haben. Wir sehen uns nicht nur mit einer ausgewachsenen Wohlstandsverwahr­losung konfrontiert, sondern auch mit einer noch mehr ausgewachsenen Wohlstandsver­blödung. Bildung bleibt auf der Strecke. Wem die Argumente fehlen, ersetzt sie halt durch Ausgrenzung.

? Sie beleuchten in Ihrem Buch auch die Rolle der Medien in der heutigen Gesellschaft. Wie sehen Sie die Verantwortung von Journalisten, wenn es darum geht, die Öffentlichkeit über wichtige Themen aufzuklären? Beeinflusst die Berichterstattung die öffentliche Meinung oder trägt sie sogar zur gesellschaftlichen Spaltung bei?

Peter Hahne: Beides: Einfluss und Spaltung. In den USA ist das überdeutlich zu sehen. Ich habe die Wochen rund um die Trump-Wahl dort live erlebt. Nahezu verzweifelt versuchten die Mainstream-Medien, für die „Demokratin“ Harris zu trommeln. Viele Trump-Anhänger hierzulande trauten sich nicht mal mehr, ihre Sympathie offenkundig nach außen zu tragen. Dennoch sehe ich am Beispiel USA einen hoffnungsvollen Kipppunkt, von dem in Deutschland ja auch immer gern geredet wird: Das Volk wird wach und widersetzt sich diesem Meinungs-Tsunami an der Wahlurne. Meine ganze Hoffnung ruht auf den jungen Leuten. In Deutschland wählen sie Schwarz und Blau — umso irrsinniger erweist sich wieder einmal diese elende Brandmauer! In den USA hat die Jugend Trump zur Macht verholfen. Da haben sich unsere rot-grünen Strategen herrlich geirrt, als sie das Wahlalter runter setzten. Wir erleben keinen Rechtsruck, sondern eine Linksflucht! Von den Journalisten erwarte ich, dass sie mich mit umfassenden Informationen versorgen, um mir meine eigene Meinung bilden zu können. Doch geboten wird Missions-Journalismus. Und der schürt ja förmlich die Polarisierung.

Toxische Polarisierung der Gesellschaft

? Welche Auswirkungen hat die zunehmende politische Polarisierung auf das gesellschaftliche Miteinander?

Peter Hahne: Toxisch! Jede Menschlichkeit, jedes Miteinander wird systematisch vergiftet. Und ich habe den Eindruck, das geschieht wissentlich und willentlich. Durch diesen Corona-Maßnahmen-Irrsinn wurden Vereine und Verbände zerstört, Stammtische und Kaffee­kränzchen kaputt gemacht, das Miteinander an Arbeitsplätzen und in Familien gestört. Heute gibt man nicht mal mehr den Menschen die Hand, mit denen man eng befreundet war, nur weil sie die „falsche“ Partei wählen. Merken wir denn gar nicht, dass wir gerade dabei sind, sehenden Auges die göttliche Schöpfung zu verraten? Wir sind auf Gemein­schaft angelegt und angewiesen – alles andere ist teuflisch, dämonisch, zerstörerisch.

? Eine solche Spaltung der Gesellschaft sagt man ja auch den USA nach. Sie waren vor Ort in den Wochen rund um die Wahl. Sehen Sie bereits Veränderungen?

Peter Hahne: Ja, denn der Erdrutsch-Sieg Trumps hat ganz klar gezeigt, dass wir es nicht mit einer fifty-fifty Spaltung der Bevölkerung zu tun haben. Nein, nicht das woke Hollywood hat die Wahl entschieden, sondern die hart arbeitenden Menschen, die jungen Leute, die Schwarzen… Fazit: Zwei Drittel der Amerikaner wollen diesen Irrsinn von Klima-Religion, Gender-Wahn und Migrations-Terror nicht. Sie wollen Arbeit, Zukunft, Freiheit. Keine Sprach- und Gesinnungspolizei. Und seien wir doch mal ehrlich – bei uns hier ist es doch ähnlich. Doch was nützt das, wenn man am Tag der Wahl dennoch treu und brav sein Kreuzchen an der falschen Stelle macht… Ich wünschte mir, dass die Aufbruchstimmung aus den USA zu uns rüber schwappt. Ebenso der Wert eines „God Bless America.“

? Sie sprechen ja häufig über den Verlust von Werten, von Identität und Heimat. Welche konkreten Veränderungen beobachten Sie, die diesen Verlust verstärken?

Peter Hahne: Man erklärt jedes normale, traditionelle und familiäre Miteinander, jede Rede von Heimat oder Ritualen schlichtweg als rechts oder gar rassistisch. Man ist „Nazi“, wenn man wandern geht, „Spaziergänge haben ihre Unschuld verloren“ (Steinmeier), „blonde Mädchen mit Zöpfen lassen Rückschlüsse auf die rechte Einstellung der Eltern zu“ (Giffey) ….. soll ich fortfahren mit all dem Wahnsinn?! Das ZDF will jetzt „Völkerball“ verbieten, weil nicht nur der Begriff rassistisch sei. Das ist doch vollkommen irre! Ich nenne all diese Beispiele schonungslos in meinem Buch, das man – der Preis ist fast nur der Papierpreis – zu Weihnachten verteilen sollte. Das ist ein Stück Gegenaufklärung zu dem Wahnsinn unserer Zeit.
Mein Motto lautet: Zukunft ist Herkunft. Wenn wir uns nicht mehr unserer Wurzeln erinnern, unserer Identität, unserer Traditionen und Werte, dann verspielen wir unsere Zukunft. Ein Beispiel: Im christlichen Abendland gilt der Handschlag, das Ehrenwort. Der „ehrbare Kaufmann“ ist das Ideal, nicht der eiskalte Manager, der für Fehlverhalten mit dem Goldenen Handschlag verabschiedet wird. Der Schlüsselsatz in Thomas Manns „Buddenbrooks“ lautet: „Mein Sohn, sei mit Lust bei den Geschäften am Tag. Aber mach nur solche Geschäfte, bei denen du nachts ruhig schlafen kannst.“

? Welche grundsätzlichen Veränderungen halten Sie für notwendig, um die Herausforderungen, die Sie in Ihrem Buch ansprechen, anzugehen?

Peter Hahne: Wir brauchen einen Sinneswandel, einen Paradigmenwechsel: Raus aus der Resignation und der Lethargie, mehr Selbstbewusstsein. Die Wirtschaft sollte sich der zerstörerischen Politik einfach verweigern. Es ist natürlich leichter gesagt als getan, wenn unsere Polit-Asse selbst in den Aufsichtsräten sitzen. Wir dürfen dennoch nicht den Mut verlieren, auch wenn es schwerfällt. Nicht resignieren, sondern die Politiker zwingen, alles auf den Prüfstand zu stellen unter dem Motto „Germany First“. Wir müssen endlich aufhören mit unserem lächerlichen Hochmut, die ganze Welt retten zu wollen. Wir brauchen keine weiteren Vorschriften, wir brauchen mehr Vorbilder.
Werte wollen ja nicht einfach durch Worte erfahren, sondern durch Taten erlebbar werden.

Der Mittelstand: Verlorene Säule der Wirtschaft

? In Ihrem Buch „Ist das euer Ernst?" kritisieren Sie unter anderem die aktuelle Regierung scharf für ihre – wie Sie sagen – mittelstandsfeindliche Politik. Können Sie uns bitte einige konkrete Beispiele nennen, wo Ihrer Bewertung nach die Regierung versagt hat?

Peter Hahne: Ach, was erwarten Sie denn von einer einstigen wirtschaftlichen Weltmacht, die sich jemanden als Wirtschaftsminister leistet, der nicht weiß, was eine Insolvenz ist. Und wo sind denn CDU, CSU und FDP, die einst Schutz und Schild des Mittelstandes waren? Das macht mich rasend. Tagtäglich erleben wir immer mehr Bürokratie. Dazu dieser ganze queere Quatsch, die Quoten, die Gängelung bis hin in den Stellenausschreibungen. Der Beweis, wie alles den Bach runtergeht, liegt doch auf der Hand: Viele Betriebe finden keine Nachfolger mehr, weil das Arbeiten als Selbstständiger mittlerweile zu mühsam und unwirtschaftlich ist. Merken wir denn gar nicht, wie wir gerade alles, was dieses, unser Land ausmacht, auf‘s Spiel setzen?! Und jetzt verkündet Merz (bei Maischberger am 4.12.24), er könne sich durchaus eine Koalition mit einem Wirtschaftsminister Habeck vorstellen. Na dann: Gute Nacht!

? Gibt es spezifische Maßnahmen oder politische Entscheidungen der Vorgängerregierung, die nach Ihrer Einschätzung zu der heutigen Krise im Mittelstand geführt haben?

Peter Hahne: Ja, glauben Sie denn, dass die „Ampel“ das alles in drei Jahren bewerkstelligt hat. 16 Jahre Merkel unter dem alljährlichen Jubel von 1001 Delegierten auf den CDU-Parteitagen sind doch nicht spurlos an uns vorbeigegangen. Ich war doch bei allem dabei. Mir kann keiner was vormachen. Die Weichenstellungen fanden allesamt unter CDU/CSU statt: Klima-Religion, Abschalten der AKW und nicht zuletzt die verheerende Migrationspolitik.

Von den USA lernen – Germany First!

? Wie sehen Sie die Zukunftsaussichten des Mittelstands unter den derzeitigen Bedingungen und welche Maßnahmen würden Sie priorisieren?

Peter Hahne: Es gibt nur einen Weg: Von Trump lernen. Germany First muss das Motto lauten. Nicht, weil wir anderen schaden wollen. Im Gegenteil. Nur ein starkes Deutschland kann der Welt helfen, kein schwaches. Ich denke an meinen alten Kollegen Peter Scholl-Latour, der mal sagte: „Wer halb Kalkutta aufnimmt, hilft nicht etwa Kalkutta, sondern wird selbst zu Kalkutta.“ Und genau wie unter Trump brauchen auch wir eine Experten-Regierung. Auch wenn es vielen nicht passt und die Propaganda deutscher Medien volles Rohr schießt: Trump holt sich keine Idioten! Allein schon der Name Elon Musk bürgt für Kompetenz und frischen Wind, während wir uns auf das Niveau à la Ricarda, Kevin oder Annalena senken. Unfassbar, alles unfassbar! Wir werden uns noch wundern. Die Österreicher haben sich ja bereits auf das Experiment einer Experten-Regierung eingelassen. Mir ist bald egal, welche „Farbe“ jemand hat. Hauptsache, er kann was.

? In Ihren Publikationen sprechen Sie oft über die soziale Verantwortung von Unternehmen in der Gesellschaft. Wie sehen Sie die Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg und sozialer Verantwortung, insbesondere für Selbstständige und kleine Unternehmen?

Peter Hahne: Niemand nimmt diese Verantwortung so sehr wahr wie der Mittelstand, das Handwerk, die Familienunternehmer. Ich habe gerade ganz bewusst bei einem engagierten Vertreter der Mittelstandsinitiative Brandenburg mein neues Auto gekauft. Dieser stellt sage und schreibe 39 Lehrstellen zur Verfügung! 39! Mit jedem Unternehmen, dem jetzt die Pleite droht, bricht unsere Gesellschaft ein Stück mehr in sich zusammen. Ich komme gerade aus den USA und beobachte schon eine ganze Weile, dass immer mehr gut ausgebildete Deutsche auswandern — nicht nur Richtung USA, sondern auch nach Kanada oder in die Schweiz. Sie sehen einfach keine Zukunft mehr im Land der Brandmauern. Einem Land voller Hass und Hetze. Die Konzerne werden mit Milliarden subventioniert. Alles verbranntes Geld, wie wir es jetzt an aktuellen Beispielen erleben. Alles in den Sand gesetzt für nichts. Doch dem Mittelstand, der volles Risiko — oft sogar mit Privatvermögen — eingeht, hilft niemand. Dabei sind das doch die Säulen unseres Landes, die wahren Unternehmer.